GEWO Genossen

für den Erhalt bezahlbaren Wohnraums

Abriss-Moratorium

Bauen, Abreißen und Klimawandel

Deutschland hat einen Bestand von ca. 21,4 Millionen Gebäuden. In diesen sind tonnenweise Materialien verbaut, für deren Herstellung allein enorme Mengen an Treibhausgas-Emissionen freigesetzt wurden. Für die Herstellung eines Mauersteins werden z.B. umgerechnet 0,2 l Öl benötigt. In einem aus 130.000 Steinen Gebauten Haus steckt damit die Energie von 26.000 Litern Öl. Wird dieses Haus abgerissen, geht dieser Energieeinsatz verloren - und muss für einen Neubau erneut aufgewandt werden.

Abriss & Bau-Material

Wenn die Klimaziele im Gebäudesektor auch nur annähernd erreicht werden sollen, dürfen Abriss und Ersatzneubau nur der letztmögliche Weg sein, da durch jeden Neubau "graue Energie" und neue Emissionen entstehen, die das Klima und die Umwelt belasten. Aus ökologischer Sicht ist es deshalb fast immer sinnvoll, ein Bestandsgebäude zu erhalten und energetisch zu sanieren, statt es selbst für einen energieeffizienteren Neubau abzureißen. Laut aktueller Studien des Wuppertal Instituts verursacht die energetische Sanierung eines typischen Mehrfamilienhauses nur halb so viele CO2-Emissionen wie ein Neubau, wenn man den gesamten Lebenszyklus des Gebäudes berücksichtigt. Hinzu kommt, dass ab 2023 ein Kollaps auf dem sozialen Wohnungsmarkt droht (Deutscher Mieterbund 2023).

Baustahl bei Abriss Jedes Jahr werden trotzdem tausende Gebäude in Deutschland abgerissen, ohne dass vorab die Auswirkungen auf Klima, Umwelt und die Wohnungsmärkte geprüft werden. Prof. Dr. A. Stumm, TU Chemnitz, geht von 50.000 Gebäuden aus, die jedes Jahr in Deutschland abgerissen werden. Eigentümerinnen und Investoren können nach ihren individuellen und privaten Interessen ohne jegliche Genehmigung, Transparenz oder Prüfung entscheiden, ob ein Gebäude saniert oder abgerissen wird. Es braucht dringend einen besseren rechtlichen Rahmen, um das Klima und die Umwelt sowie bezahlbaren Wohnraum vor willkürlichen, gemeinwohlgefährdenden Abrissen zu schützen. Entscheidend ist in diesem Zusammenhang ein grundsätzliches Umdenken hin zur Betrachtung des gesamten Lebenszyklus von Gebäuden. Durch die Verlängerung der Lebensdauer von bestehenden Gebäuden, durch energetische Sanierungen, Umnutzungen oder Umbau können graue Energie, Emissionen, Rohstoffe und Bauabfälle eingespart werden und gleichzeitig baukulturelle Werte sowie bezahlbarer Wohnraum erhalten bleiben.

Abriss-Moratorium

Die Initiative für ein Abriss-Moratorium e.V. fordert eine Genehmigungspflicht für und weitgehende Vermeidung von Abriss, eine Wende im Bau und die Förderung von Bauen im Bestand.

Altmetall nach Abriss In Deutschland entstehen jedes Jahr 230 Millionen Tonnen Bau- und Abbruchabfälle. Das sind 55 Prozent des gesamten deutschen Abfalls.
Deutschland ist nicht auf Kurs, seine Klimaschutzziele zu erreichen. Der Gebäudesektor hat zum zweiten Mal in Folge sein Emissionsminderungsziel verfehlt. Um das Ziel für den Immobilien- und Bausektor 2030 zu erreichen, ist eine jährliche Minderung von Treibhausgasemissionen um 5,5 Millionen Tonnen nötig – mehr als das Doppelte als der derzeit erreichte Wert. Dies stellt das Umweltbundesamt im aktuelle Emissionsbericht fest.
Heute, wo die Klimaerwärmung spürbar, die Energieversorgung unsicher und die planetaren Grenzen erreicht sind, ist nicht der Erhalt von Gebäudestrukturen erklärungsbedürftig, sondern ihr Abriss. Die Erhaltung darf sich nicht auf einen kleinen Teil von repräsentativen Denkmälern beschränken, sondern muss den gesamten Baubestand umfassen. Die Zerstörung und der Abtransport von brauchbarem Baumaterial auf die Deponie ist nicht mehr zeitgemäß.
Die Initiative fordert ein Abriss-Moratorium: Statt Abriss und Neubau steht sie für Erhalt, Sanierung, Umbau und Weiterbauen im Bestand. Jeder Abriss bedarf einer Genehmigung unter der Maßgabe des Gemeinwohls, also der Prüfung der sozialen und ökologischen Umweltwirkungen.

Vorteile : Ein Abriss-Moratorium

  • aktiviert die großen Potenziale im Bestand und bereits versiegelter Flächen für die Schaffung der von Ihnen avisierten 400.000 neuen Wohnungen jährlich. Erhalt, Sanierung, energetische Verbesserung, aber auch Aufstockungen, Erweiterungen und die Anpassung an zukünftige Nutzungsanforderungen sind konstruktive Antworten auf die Wohnungsfrage.
  • nutzt den Gebäudebestand als wirksames Mittel gegen Energie- und Klimakrise. Es bewahrt und verwendet die im Material gespeicherte graue Energie. Außerdem vermindert es den Bedarf an energieintensiven und klimaschädlichen Baustoffen wie Beton und Stahl.
  • ist ein Schritt zur Kreislaufwirtschaft. Statt Abriss fördert es die Etablierung von Infrastrukturen für die Wiederverwendung von Bauteilen. In der zirkulären Stadt bedarf es schließlich keiner Deponie mehr.
  • verhindert Gentrifizierung und Verdrängung in Ballungsräumen, die mit Abriss und Neubau oftmals einhergehen, und begegnet so sozialen Spannungen.
  • ist ein Beitrag zur gesellschaftlichen und wirtschaftlichen Transformation. Es steht für die Wertschätzung von Pflege und Reparatur des Bestehenden in seinem ganzen baukulturellen und geschichtlichen Reichtum.

Die Politik muss dafür klare regulatorische Rahmenbedingungen schaffen. Dies beinhaltet:

  • Vorgaben, die den gesamten Lebenszyklus von Gebäuden in die wirtschaftliche und ökologische Bewertung verbindlich einbeziehen und zum Standard in Genehmigungsprozessen machen. Gemeinwohlorientierte Projekte bleiben als Ausnahme möglich.
  • den Erhalt von Gebäuden zu erleichtern und ökonomisch attraktiver zu machen.
  • Leerstand in Städten zu begegnen und den Fokus auf Innenentwicklungsmaßnahmen zu legen, wie es mit dem beschlossenen Ende des § 13b Baugesetzbuch (Einbeziehung von Außenbereichsflächen in das beschleunigte Verfahren) vorgesehen ist.
  • die Forderung nach konsequenter Einhaltung der Klimaziele im Gebäudesektor.
  • Förderungen von Re-Use-Konzepten in der Architekturpraxis, so Unterstützung bei der Nutzung wiederverwendbarer Bauteile, der Errichtung dezentraler Bauteillager und digitaler Bauteilbörsen.

Das Abriss-Moratorium ist ein Bestandteil im komplexen Zusammenspiel verschiedener Maßnahmen für die Bauwende, wie es die Initiativen der MusterUMbauordnung von Architects for Future, der Charta von Rom von Bauhaus Erde, dem Haus der Erde des BDA und andere formuliert haben.

Bis 2045 will die Bundesrepublik klimaneutral sein. Wir müssen heute klima- und umweltgerecht bauen, um die Ziele von morgen zu erreichen. Es bedarf politischen Mutes, um die Baubranche klimagerecht umzugestalten.

Quellen, weitere Infos und Publikationen

Website der Initiative für ein Abriss-Moratorium
Offener Brief an Frau Bundesbauministerin Klara Geywitz
Mit Altbauten zu mehr Klimaschutz.
Interview mit Prof. Dr. Alexander Stumm im Deutschlandfunk. Podcast. 6 Min.
Interview mit Prof. Dr. Alexander Stumm (B TU Cottbus / Uni Kassel) im RBB
Forderungen und Begründungen der Initiative im Detail
Artikel in der Zeitschrift brandeins: Umbau statt Abriss
Seit Jahrzehnten wird neu gebaut – statt vorhandene Substanz zu erhalten. Fachleute aber fordern, gar nichts mehr abzureißen. Denn alte Gebäude neu zu nutzen stärkt die Gemeinschaft und schont die Umwelt.
Artikel in der Zeitschrift Bauwelt 21.2022: Prof. A. Stumm. Abriss-Moratorium (als pdf)
WDR5 - Quarks Wissenschaft und mehr vom 30.03.23 umfassend zu Abrissmoratorium, Klimaziele im Bausektor und "Besser Bauen". Podcast, ca. 30 Min.
WDR5 - Quarks Wissenschaft und mehr vom 29.3.23 kurz zum Abrissmoratorium. Podcast ab Min. 35:05.

Deutsche Umwelthilfe (DUH): Factsheet Gebäude bewahren und das Klima schützen
DUH: Forderungspapier Abrissvermeidung
DUH: Beispiele für absurden negativen Abriss: Wie im Gebäudebereich die Klimaziele abgerissen werden
DUH: Kurzgutachten zur Verfassungsmäßigkeit der Einführung einer verpflichtenden Abrissgenehmigung in den Bauordnungen der Länder
Das Rechtsgutachten zeigt auf, dass eine allgemeine Genehmigungspflicht für Gebäudeabrisse gekoppelt mit einer Analyse der Umwelt- und Klimawirkungen möglich und von den Bundesländern direkt umsetzbar ist.
Architects for Future: Vorschläge für eine Muster(um)bauordnung

Unterstützer (Beispiele)

Scientists for Future Deutschland e.V.- Fachgruppe Bauen-Wohnen-Habitat
Architects for Future
Bund Deutscher Architektinnen und Architekten BDA
Deutsche Umwelthilfe e.V.
GermanZero e.V.

Altbau

Schluss mit Abreißen! Sanieren ist die bessere Alternative

Video zur Initiative der Architects for Futurer auf Youtube ansehen:
Schluss mit Abreißen! Ist Sanieren die bessere Alternative?





News

Bundesministerium für Wirtschaft und Klimaschutz reformiert die Gebäudeförderung: Fokus auf Sanierung

Das Bundeswirtschaftsministerium hat die Gebäuderförderung reformiert. Die Änderungen treten stufenweise ab dem 28. Juli 2022 in Kraft. Ziel der Reform ist es, dass möglichst viele Menschen vom Förderprogramm profitieren. Es gilt insbesondere alte Häuser und Wohnungen zu sanieren, um Energie zu sparen. In den nächsten Jahren stehen 13 bis 14 Milliarden Euro für die energetische Gebäudeförderung bereit. Der Großteil davon ist für Sanierungen vorbehalten, lediglich eine Milliarde Euro für den Neubau. 2022 wurden von Januar bis Juli bereits rund 9,6 Milliarden Euro für die Sanierungsförderung ausgegeben.


Bundesbauministerin Klara Geywitz zum Bündnis bezahlbarer Wohnraum

„Wir wollen Wohnraum, der bezahlbar bleibt. Das machen wir über Steuererleichterungen und Zuschüsse für Investitionen“, sagt Bundesbauministerin Klara Geywitz im Gespräch mit Der Spiegel.... „Die Wohngemeinnützigkeit wird mehr bezahlbaren Wohnraum schaffen.“...


Deutscher Städtetag

"Aus Sicht der Kommunen muss bundesweit stärker auf Investitionen in den vorhandenen Wohnungsbestand gesetzt werden. Das geht schneller und wirkt nachhaltiger, als ausschließlich auf Neubauten zu setzen."

Prof. Dr. Eckart Würzner - Erster Stellvertreter des Präsidenten des Deutschen Städtetages als Vertreter der Kommunalen Spitzenverbände


Wer heute Wohnungen neu baut, geht bankrott!

Der Zentrale Immobilien Ausschuss (ZIA) warnt in seinem neuen Frühjahrsgutachten 2024 vor einem "dramatischen Einbruch" im Wohnungsbau: Eine Schwarze Null bei Wohnungsneuentwicklungen würde man erst bei einer Durchschnittsmiete von 21 Euro erzielen. Das ist nicht möglich, da sich das zu wenig Mieter leisten können. "Wer also baut, geht bankrott.“ Die sogenannten Immobilienweisen erwarten, dass in Deutschland in 2024 rund 600.000 Wohnungen fehlen werden. Bis zum kommenden Jahr werde diese Zahl auf 720.000 steigen, bis 2027 sogar auf 830.000. Das Land drohe "sehenden Auges auf ein soziales Debakel" zuzusteuern, sagte ZIA-Präsident Andreas Mattner.
"Vor allem wegen der stark gestiegenen Bau- und Finanzierungskosten ist der Wohnungsneubau in Deutschland oftmals nicht mehr möglich. Die Politik hat die Rahmenbedingungen bislang nicht entscheidend verbessert", kritisierte ifo-Bauexperte Ludwig Dorffmeister.
Frühjahrsgutachten 2024 [PDF | 16 MB]


Immobilienkonzern Vonovia stoppt alle Neubauprojekte

Durch die gestiegenen Zinsen und Baukosten würden die Mieten in Neubauten unverhältnismäßig teuer werden, beispielsweise 20 Euro Kaltmiete pro Quadratmeter statt wie früher 12 Euro. "Das ist völlig unrealistisch. Solche Mieten können sich viele Menschen nicht leisten", erklärt eine Vonovia-Sprecherin dem WDR. Quelle: www.wdr.de 2023-02



Initiative natureplus für die Bauwende

Der natureplus e.V. setzt sich als gemeinnützige Umwelt- und Verbraucherorganisation für die Bauwende ein. Er ist ein paritätisch-demokratisch organisierter Zusammenschluss von Bauprofis, Fachleuten und Organisationen der Zivilgesellschaft in vielen Ländern Europas. Ziel ist es, über nachhaltige Baumaterialien zu informieren und eine Baustoffwende herbeizuführen.
Kongress
RE.THINK BUILDING 2024
Umbau statt Neubau! Mit nachhaltigen Baustoffen Potenziale im Bestand heben
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Entwicklung der Wohnungsnot

Wohnungsmarkt und Wohnungsmangel

Wohnungen in einem Preissegment, in dem der größte Mangel herrscht, dürfen nicht abgerissen werden.

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Viel wurde schon renoviert und investiert.

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Online-Petition

zum Erhalt der Eyhof-Siedlung in Essen jetzt unterzeichnen!

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Erhaltungssatzung für die Eyhof-Siedlung

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für die Eyhof-Siedlung

zu der auch die Angerstraße gehört

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Parteien und Verbände zur Wohnungsnot - Soziale Plattform Wohnen

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zum Mangel an bezahlbarem Wohnraum in Deutschland

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Ziel und Förderprogramm der NRW Landesregierung und des Bundes.

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Strategie, Servicequalität und Kosten der Verwaltung und des Vorstandes aus unserer Sicht.

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Vertreterversammlung der GE-WO Osterfelder Wohnungsgenossenschaft eG

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Die Stadt Essen kämpft gegen das Nord-Süd-Gefälle. Ein Abriss der Häuser in der Angerstraße würde das Nord-Süd-Gefälle in Essen durch Gentrifizierung weiter verschärfen.

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Geologie, Stollen und Wasserführung

Geologie, Wasserführung, Zechen und Stollen im Bereich Angerstraße - Hagelkreuz.

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GEWO-Genossen in Deutschland

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Initiativen anderer GEWO-Genossen = Wohnungsgenossenschafts-Mitglieder.

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WIR BLEIBEN ALLE!

Initiativen und Aktionsbündnisse

gegen gegen Gentrifizierung, soziale Verdängung, Mietenwahnsinn und für bezahlbare Mieten.

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Mieten-Konzept

Konzept zur Höhe von Nutzungsgebühren

für Wohnungen in Wohnungs-Genossenschaften der
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Muster-Satzung

Vorlage für eine demokratische Satzung

für Wohnungs-Genossenschaften der Genossenschaft-von-unten.

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